Diagnose des SLE

Die variable Ausprägung, Schwere und Kombination der Symptome machen die Diagnose des systemischen Lupus erythematodes (SLE) in der Praxis zu einer Herausforderung.¹ Oft wird ein Lupus erst vom Rheumatologen oder in spezialisierten Fachzentren erkannt.² Das American College of Rheumatology (ACR) und die European League Against Rheumatism (EULAR) haben 2019 ein Update der Kriterien zur Klassifikation des SLE vorgestellt. Die aktualisierte Klassifikation soll u. a. dabei helfen, den Lupus schon in früheren Stadien zu erkennen.¹

Icon Diagnostik Lupus erythematodes

 

Herausforderungen bei der Diagnose

Foto Lupus erythematodes Diagnostik

In einer Umfrage berichteten 63 % der befragten SLE-Patienten, zunächst eine falsche Diagnose erhalten zu haben. Dabei suchte mehr als die Hälfte der Betroffenen wegen der auftretenden Symptome mindestens 4 verschiedene Ärzte auf, bevor sie die Diagnose SLE bekamen. Durchschnittlich dauerte es nach Auftreten der ersten Symptome ca. 6 Jahre bis der SLE diagnostiziert wurde.³  Ein möglicher Grund hierfür sind der meist schleichende Beginn der SLE-Erkrankung und die eher unspezifischen Symptome.

ACR / EULAR Klassifikationskriterien 2019

Bei einem anamnestischen oder klinischen Verdacht auf einen SLE wird zunächst der Titer für antinukleäre Antikörper (ANA-Titer) bestimmt.⁴ Auch wenn es bislang keine validierten diagnostischen Kriterien gibt, die verbindlich zur Diagnose empfohlen werden, werden die ACR/EULAR-Klassifikationskriterien häufig unterstützend bei der Erstdiagnose herangezogen. Diese wurden ursprünglich für das Design von klinischen Studien entwickelt und können dabei helfen, einen anfänglichen Verdacht auf Lupus zu entkräften oder zu erhärten.¹⁺² Die Klassifikationskriterien sollten nicht allein für die Diagnose- oder Behandlungsentscheidung herangezogen werden. Patienten, die die Kriterien nicht vollständig erfüllen, sollten niemals von geeigneten Therapien ausgeschlossen werden.¹ Die Diagnose Lupus wird letztlich anhand von diagnostischen Kriterien (klinische Veränderungen und Labortests) unter Einbezug eines Spezialisten gestellt.⁴

Diagnosealgorithmus

Klassifikationskriterien für den systemischen Lupus erythematodes gemäß ACR/EULAR 2019.

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Ist ein bestimmtes Lebensalter ein Ausschlusskriterium?

Die Diagnose systemischer Lupus erythematodes sollte bei keinem Patienten aufgrund des Lebensalters prinzipiell ausgeschlossen werden, da er in jedem Alter auftreten kann. In bestimmten Altersgruppen tritt ein Lupus jedoch häufiger auf als in anderen: Männer sind hier typischerweise zwischen 50 und 70 Jahre alt und Frauen zwischen 30 und 70 Jahre (mittleres Alter: 35 – 45 Jahre). Kinder können ebenfalls betroffen sein und machen 10 – 20 % aller SLE-Fälle aus.²

Das Alter scheint zudem bei der Ausprägung der Symptome eine Rolle zu spielen: Bei Kindern wird z. B. häufiger eine renale und neurologische Beteiligung beobachtet als bei Erwachsenen. Umgekehrt sind bei Erwachsenen, bei denen sich der SLE erst im Alter von über 50 Jahren manifestiert, die Symptome weniger spezifisch und es tritt seltener eine Nephritis auf. Diese Besonderheit könnte möglicherweise zur Unterdiagnose des SLE bei älteren Patienten beitragen, die gleichzeitig erhöhte Morbidität und Mortalität, vermutlich auf Grund der Komorbiditäten, aufweisen.

 

Was passiert nach der Diagnose?

Die SLE-Krankheitsaktivität muss kontinuierlich überwacht und die Therapie entsprechend angepasst werden, da Krankheitsschübe maßgeblich zu einer Kumulation von Organschäden beitragen und den Krankheitsverlauf verschlechtern. Es wird klar empfohlen, die  Aktivität des SLE regelmäßig mit einem der validierten Scores, wie beispielsweise dem SLE Disease Activity Index (SLEDAI) zu erfassen.⁶

Als Hilfestellung stehen für Sie folgende Materialien im Servicebereich von LUPUSWISSEN zum kostenfreien Download bereit:

  • Der interaktive SLEDAI-Score zur Erfassung der SLE-Krankheitsaktivität im Praxisalltag
  • Der Lupus Impact Tracker für Patienten, der speziell dazu entwickelt wurde, um die Lupus-Symptome sowie deren möglichen Einfluss auf das Leben zu erfassen und mit dem Arzt zu besprechen.


Sie wollen mehr über die Therapie des systemischen Lupus erythematodes erfahren?

Weiterführende Informationen zu den Behandlungs-Möglichkeiten des SLE finden Sie hier!

  • Quellen

    1. Aringer M, et al. 2019 European League Against Rheumatism/American College of Rheumatology Classification Criteria for Systemic Lupus Erythematosus. Arthritis Rheumatol. 2019; 71(9):1400-12.
    2. Gergianaki I, Bertsias G. Systemic Lupus Erythematosus in Primary Care: An Update and Practical Messages for the General Practitioner. Front Med (Lausanne). 2018; 5:161.
    3. Lupus Foundation of America. UNVEIL Survey Fact Sheet. http://www.lupus.org/page/-/files/pdf/Unveil%20Survey%20Fact%20Sheet.pdf. Letzter Aufruf: 27.01.2020.
    4. AMBOSS – Fachwissen für Mediziner. Systemischer Lupus erythematodes. Online verfügbar unter https://www.amboss.com/de/wissen/Systemischer_Lupus_erythematodes. Letzter Aufruf: 24.01.2020.
    5. Nightingale AL, et al. Presentation of SLE in UK primary care using the Clinical Practice Research Datalink. Lupus Sci Med. 2017; 4(1):e000172.
    6. Fanouriakis A, et al. 2019 update of the EULAR recommendations for the management of systemic lupus erythematosus. Ann Rheum Dis. 2019; 78(6):736-45.

NP-DE-LPU-WCNT-200006 Mär2024